20 Stunden unterwegs, davon 15 im Flugzeug. Endlich kamen wir gegen 22 Uhr Ortszeit in Buenos Aires bei unserer Gastfamilie, in unserem Fall unserer liebe Gastmutti Graciela, an. Dabei war der Flug gegen Ende mehr als aufregend. Wir müssen in eine Schlechtwetterfront geraten sein. Das Flugzeug schaukelte wie wild herum und immer wieder kamen wir in Luftl?cher und sackten ab. Horror… Da war die rasante Taxifahrt in die Stadt, die uns nach der Landung bevor stand, nix gegen…
Jetzt sind wir endlich hier.
Südamerika! Unser?Kontinent für die n?chsten 8 Monate. Einen winzig kleinen Teil konnten wir bereits eine Woche lang erkunden. Die Hauptstadt Argentiniens – Buenos Aires. Diese Stadt ist riesig.
Unglaublich viele Eindrücke erschlagen einen in den?ersten Tagen f?rmlich. Sie ist laut, schnell, hektisch, aber auch kreativ, inspirierend und freundlich. Besonders toll ist, dass wir hier gerade den Frühling miterleben k?nnen. ?berall blühen die lilafarbenen Jacarandas-B?ume, die so typisch für Buenos Aires sind – und wir laufen in kurzen Hosen und T-Shirt umher.
Man k?nnte meinen, diese Stadt ist eine Gro?stadt, wie es sie in Europa so oft gibt.
Auf den ersten Blick mag das stimmen.
Wir als Berliner bzw. Deutsche haben allerdings schnell einige Dinge bemerkt, die für uns ziemlich?loco – für alle, die des Spanischen nicht m?chtig sind: verrückt ? –?sind.
Alles ist ein bisschen anders – und das ist auch gut so!
Die Stadt bietet einen sachten Einstieg in die lateinamerikanische Kultur und bereitet uns langsam darauf vor, unsere alten Gewohnheiten umzustellen und entspannter zu werden… ?
- Es gibt zwar unglaublich viele Banken und Geldautomaten in der Innenstadt, aber man kann maximal 2000 Pesos abheben (circa 125 Euro). Wenn denn 2000 Pesos im Automaten sind – das ist nicht selbstverst?ndlich. Auf die Abhebung entfallen noch ein paar Gebühren (ca. 5 Euro). Es ist jedoch oftmals m?glich, auch in Cafés mit der Kreditkarte zu zahlen. Die wirtschaftliche Situation in Argentinien ist sowieso problematisch. Die Inflation betr?gt ca. 45%, weswegen fast alle Argentinier ihr Geld in US$ umtauschen. Das Vertrauen in die eigene W?hrung ist nicht wirklich hoch.
- Es gibt zwar Ampeln, aber man l?uft hier bei Wei? über die Stra?e. Grün gibt es nicht. Das mit den Ampeln für Fu?g?nger ist auch so eine Sache… Oft gibt es einfach keine. Dann muss man sich an den Ampeln der Autos orientieren (wenn die rot haben kann man in der Regel sicher die Stra?e überqueren ? ). Au?erdem sind die meisten Stra?en Einbahnstra?en… ungewohnt, aber wenn man sich dran gew?hnt hat, eigentlich gar nicht schlecht.
- Es gibt zwar U-Bahnen (Subte) und Busse (Colectivos), aber keine Fahrpl?ne. Für den ordnungsliebenden Deutschen in uns ein No-Go! Einfach?an der?Haltestelle stehen und warten entspricht nicht dem Bekannten. Die Busse halten auch nicht überall an. Um ehrlich zu sein, haben wir das System noch nicht ganz durchstiegen und jede Reise mit dem Colectivo ist ein Erlebnis für sich. Will man einsteigen, h?lt man sicherheitshalber den?Daumen hoch. Ungleich schwieriger ist das Aussteigen, da es weder Durchsagen noch?Anzeigen gibt, wo man sich befindet. Uncool, wenn man sich nicht auskennt. Vorn beim Busfahrer bleiben und ihn darum bitten, einem bei der richtigen Haltestelle zu helfen, ist dann ganz praktisch. Oder dem Ordnungssinn in einem folgen und per Handy das GPS mitlaufen lassen ;-). Da fahren wir doch lieber?U-Bahn…
- „Was passiert hier gerade? Gegen was wird demonstriert?“ – „Hm, keine Ahnung…“?Es passiert einfach und niemanden interessiert es. Hier wird laufend demonstriert!
Unsere Sprachschule befindet sich ganz in der N?he der typischen Route für Demonstrationen – der Avenida de Mayo. Die Demos h?tten unterschiedlicher nicht sein k?nnen. Eine mit wenigen Leuten, aber dafür umso mehr B?llern, Kanonenschl?ge, die?laut durch die engen Gassen knallten (es ging wohl um irgendwas mit Hunden…). Die andere war einfach riesig. Tausende Leute haben die Innenstadt lahmgelegt. Es gab viele Plakate und Banner, Musikinstrumente, tanzende Menschen, Familien…?Beide Male war wenig bis gar keine Polizei anwesend?– und alles blieb friedlich. Bei der?zweiten?Demo haben sogar die Demonstranten den Verkehr geregelt.?Ungewohnt für uns Deutschen, aber der Ansatz ist doch gar nicht so verkehrt ??Die restlichen Menschen in der Innenstadt lassen sich herzlich wenig von den Demonstranten beeindrucken und gehen ihren t?glichen Gesch?ften nach. Nur, dass man ab und zu l?nger auf den Bus wartet. Der porte?o nimmt es gelassen.
- Natürlich trinkt man hier Mate. Das ist kein Touri-Klischee, sondern man trifft sich tats?chlich abends, lernt auf einer Bank in der Innenstadt oder h?ngt am Wochenende im Park rum, jeder hat seine Mate?(das bauchige Gef?? aus dem der Tee getrunken wird), seine Bombilla (den silbernen Strohhalm) und eine Thermoskanne mit hei?em Wasser dabei. Und schon wird?gesocialized. Die Stadt hat sogar einige Solarstationen aufgestellt, wo Wasser für die Mate erhitzt wird. Auch wenn der Geschmack sicher nicht für jeden was ist – und Club Mate garantiert kein Vergleich ist – gew?hnt man sich sicher dran ? Einmal haben wir in einem Café die Zeremonie gezeigt bekommen und einige Zeit durch die Bombilla den hochkonzentrierten grünen Tee gesaugt. Hat was, auch wenn es mit der Zeit in?den Kopf steigt ?
Aber das sind doch alles Kleinigkeiten. Immerhin reisen wir, um unseren Horizont zu erweitern, mal aus alten Gewohnheiten rauszukommen und andere Kulturen kennen zu lernen.
Vielen Dank für den netten Empfang, BA!
Wir haben diese Stadt bereits nach einer Woche lieben gelernt. Ein Grund dafür sind die porte?os, die Einwohner in Buenos Aires. Bis auf eine Ausnahme waren wirklich alle Locals unglaublich zuvorkommend und lieb zu uns! Das f?ngt bei unserer Gastmama Graciela an, die sofort mit uns zur Bank gegangen ist, als der sch***?Automat einfach meine Karte einkassiert hat. Weiter geht’s mit unseren Sprachlehrerinnen, die uns jeden Tag viele gute Tipps geben. Aber auch in den Cafés, Restaurants?und auf der Stra?e hilft jeder immer gern weiter. Es ist natürlich von Vorteil ein bisschen Spanisch zu sprechen – claro! Und wir versuchen das auch immer. Trotzdem ist unser Spanisch nicht wirklich muy bueno. Manchmal stellen wir uns sicherlich wie die L?ffel an. Aber die Leute hier st?rt das überhaupt nicht. Wenn sie Englisch sprechen k?nnen, wechselt man ins Englische. Ansonsten funktioniert auch alles ganz gut mit H?nden und Fü?en. ?
Wir freuen uns auf die n?chste Woche in dieser spannenden Stadt!