Auf Kieztour durch Buenos Aires?

Zweieinhalb Wochen. Für einen St?dtetrip! Das ist doch mal komfortabel, wodurch sich viele, viele Optionen er?ffnen. Wir hatten Zeit, verschiedene Viertel anzuschauen, uns einfach nur treiben zu lassen und die Stadt zu erkunden, wie wir es wollten.

Wenn in zwei Wochen nicht jeder Tag perfekt ist, sondern auch mal Tage dabei sind, von denen man sp?ter sagt „Hm, nun ja… H?tte nicht unbedingt sein müssen…“ ist das okay. Bei einem verl?ngerten Wochenende ist sowas ?rgerlich.

Buenos Aires, wie wir es erlebt haben, hat viele Seiten. Viele gute, wenige weniger gute.

Wir haben l?ngst nicht alles gesehen, gekostet, geh?rt, gefühlt und gerochen, was die Stadt zu bieten hat.

Ein paar Eindrücke konnten wir jedoch sammeln:

Recoleta – Wo die obere Klasse zuhause ist

Unser Kiez war Recoleta. Hier wohnten wir bei unser Gastmutti Ecke Santa Fe/Pueyrredon und bummelten herum, lie?en Abende ausklingen, probierten die meisten Eisdielen und Cafés und kannten uns dementsprechend aus.

In Recoleta  wohnt heute die Ober- und die gehobene Mittelschicht von Buenos Aires. Schicke Villen, teurere Parillas und hübsche Parks findet man hier zuhauf. Wir fanden es jedoch nicht versnobbt oder so, denn das wirklich edle Gebiet, das teure Hotels, Pal?ste und internationale Top-Marken beherbergt, ist dann doch überschaubar.

Highlights waren für uns definitiv der Cementerio de la Recoleta, die Plaza Francia (mit einem Markt an jedem Wochenende) und der Laden der Schokoladen- und Eismanufaktur Rapa Nui aus Bariloche, wo wir mehr als einmal die k?stlichen Eissorten durchprobierten.

Palermo – Streetart und Pferderennen

Palermo ist cool. Geht man von der Plaza Italia die Av. Jorge Luis Borges rein, steht man nach einem Block oller Plattenbauten inmitten von Streetart, Szene-Cafés und kleinen Gassen mit Hausw?nden voller Graffitti. Es bummelt sich sehr gut in den Stra?en von Palermo Soho. 

Auf der anderen Seite der Plaza Italia er?ffnen sich gro?e Parks, wobei ein Highlight sicher La Rosedal ist. Rosen – verschiedene Arten und Farben, soweit das Auge schauen und die Nase riechen kann.

Im Hippodrom kann man das Treiben rund um die Pferderennen verfolgen, was auch ohne Ahnung davon ganz gut klappt. Gleich auf der anderen Stra?enseite steht dann noch das Polostadion, wobei die St?tte dieses elit?ren Sports den Zugang in die schickeren Stra?en Palermos markiert. Villen, die Botschaften oder Privatschulen beherbergen, gibt es zuhauf.

Palermo ist ein netter Mix, wobei uns Palermo Soho definitiv am Besten gefiel. Leider haben wir es in den zwei Wochen nur einmal nach Palermo geschafft. Eine Parilla mit anschlie?endem Cocktail in einer der unz?hligen Bars w?re eine sch?ne Sache gewesen…

San Telmo – Alte H?user, Kopfsteinpflaster und Hinterh?fe

In San Telmo vebrachten wir einen Sonntagnachmitag beim Antikmarkt. Durch kopfsteingepflasterte Stra?en schoben wir uns mit vielen anderen Leuten an tollen Altbauten mit viel Flair vorbei. Den üblichen Tünnüf, aber auch sehr viel sch?ne Einzelstücke kann man hier entdecken, Stra?enkünstler beobachten und einfach nur dem Markttreiben zugucken.

Ein Higlight für uns war dieser sü?e Hinterhof, den wir fanden. Auf zwei Etagen beherbergt er eine Kunstgalerie mit Café, wo wir bestimmt zwei Stunden verbrachten, Medialunas kosteten und ins Geheimnis des Materituals eingeführt wurden.

Nach einiger Zeit, die wir an der Bombilla, dem metallernen Strohhalm, hangen und den Mate-Tee tranken, stürzten wir uns – leicht benebelt – wieder in die alten Gassen San Telmos.

Das Zentrum – Laut, bunt, schnell, gro?, hektisch

Die Beschreibung trifft es ganz gut. Viel Verkehr, riesige Stra?en, viele Menschen – Einheimische wie Touristen – dr?ngen sich auf den schmalen Bürgersteigen. Da unsere Sprachschule quasi genau neben dem Kongressgeb?ude lag, dürften wir uns jeden Morgen in die übervolle U-Bahn der Linie A quetschen – wenn wir denn rein passten…

Das Zentrum hat neben dem Kongressgeb?ude noch einige weitere „Must-sees“, die wir abgelaufen sind und in einer Free-Tour nochmal ein bisschen Hintergrund mitbekamen. Da w?ren der Pr?sidentenpalast (Casa Rosada), die Av. de Mayo (mit beinahe t?glichen Demonstrationen),  die Av. 9 de Julio (die ehemals breitesten Stra?e der Welt), die Kathedrale (wo Papst Franziskus seinerzeit Erzbischof war) und und und…

Aber irgendwie waren wir nach einem Bummel durchs Zentrum jedes Mal knülle, diese Hektik wirkt sich halt auch auf uns bunmelnde Touris aus und l?sst uns nicht kalt…

Puerto Madero – New Money hinter Glas und Beton 

Puerto Madero schlie?t sich gleich hinter dem Zentrum an und ist eines dieser schicken und modernen Hafenviertel. Moderne Bauten aus Glas und Beton für reiche Gesch?ftsleute, Politiker, etc. – „New Money“, wie unser Free-Tour-Guide ganz treffend anmerkte.

Im Hafen schunkeln teure Yachten und Segelboot, die im Abendlicht aber doch ein gewisses (Foto-) Flair ausstrahlen. Für einen Bummel ist Puerto Madero ein sch?ner Ort, aber viel mehr als ein paar Stunden muss man als Tourist nicht unbedingt verweilen.

Hinter den Hochh?usern, die eine sehenswerte Skyline bilden, schlie?t sich das Reserva Ecológica Costanera Sur an, ein Naherholungsgebiet mit einigen Kilometer Wegen, wo viele V?gel und Pflanzen leben, die sonst in der Stadt eher nicht zu finden sind. Sogar grüne Sittiche, die Loros, und Kolibris konnten wir sehen. Wir besuchten das Reservat einen Nachmittag nach der Sprachschule und konnten für kurze Zeit dem Gro?stadtdschungel entkommen. Ein monotones Hintergrundrauschen ist immer da, durch die Büsche und B?ume zeigt sich st?ndig die Skyline Puerto Maderos und man ist garantiert nicht allein unterwegs.

Aber trotzdem – das Reserva Ecológica Costanera Sur ist ein sch?ner Spot um einmal aus der schnellen, lauten und gro?en Stadt rauszukommen.

La Boca – No-go-area abseits der Touristenpfade 

„No-go-area“, so bezeichnete unser Reiseführer La Boca abseits der drei, vier Stra?en rund um die Caminito, die bekannte Gasse mit den bunt bemalten Wellblechh?usern, die auf keiner Postkarte oder keinem Reiseführer von Buenos Aires fehlen dürfen.

La Boca ist sehr alt und war das erste Hafenviertel von Buenos Aires. Bekannt ist La Boca natürlich auch für seinen Fussballverein, die Boca Juniors. Am Stadion, der Bombonera, stiegen wir als einzige Fahrg?ste aus dem Bus aus und mussten uns für eins, zwei Blocks hin zur Touri-Area durchschlagen. Man schien von uns keine Notiz zu nehmen – allerdings liest man auch Anderes…

Die bunten H?uschen sind wirklich nett anzusehen, es ergeben sich unz?hlige Fotomotive und einige interessante und hübsche Kunst wird auch angeboten. Sp?testens auf dem Platz am Hafen herrschen dann aber andere Verh?ltnisse, Tangot?nzer wollen einem ein paar Posen beibringen, es gibt Mates mit „Caminito“-Aufdruck und Kitsch und Tünnüf so weit das Auge reicht.

Hat uns nicht so  gefallen.

Nach einer Merienda-Pause hatten wir eigentlich keine Lust mehr, die letzte H?lfte der zweiten Stra?e anzuschauen. Wir fuhren zurück.

Man k?nnte natürlich sagen, wir h?tten gewusst, worauf wir uns einlassen. Klar, wussten wir ja auch. Aber dass es dann doch so war, hatte zumindest ich nicht erwartet. Sei’s drum, in zwei Wochen kann es ja nicht nur super Tage geben. Es ist auch nicht so, dass ich es bereue, mach La Boca gefahren zu sein, aber ich wei? nun, dass ich es nicht noch mal brauche und kann Reisenden, die nur ein paar Tage in Buenos Aires sein sollten den Tipp geben, sich das zu sparen und lieber durch die wirklich sch?nen und interessanten Seiten der Stadt zu bummeln!

Die gibt es zu Genüge.

Weiter drau?en sieht es anders aus…

Die ganze Stadt von Buenos Aires haben wir in zwei Wochen natürlich nicht gesehen, das ist auch in Jahren nicht m?glich. Die Stadt ist ein riesen Haufen H?user, Stra?en, Menschen und Autos, der so viele M?glichkeiten und wie verschiedene Seiten hat.

Wir haben uns gr??tenteils im Zentrum bewegt, die Au?enbezirke besuchten wir nur zwei Mal.

Einmal sind wir zum sonnt?glichen Feria de la Matadero, einem Bauernmarkt, nach Matadero gefahren. Der Markt war nicht der Rede wert und hat für uns nicht das gehalten, was von mehreren Seiten versprochen wurde. In Matadero selbst herrschen jedoch andere Verh?ltnisse als in der Innenstadt, hier ist es ?rmlicher, niedrige, dreckige H?user dominieren das triste Stra?enbild. Alles sah ein bisschen abgerissen aus…

Noch deutlicher wurde das, als wir eine Armenspeisung im Rahmen unserer Sprachschule besuchten. Wir verlie?en den Bus, liefen um zwei Ecken und waren mittendrin in einem Slum mit engen Stra?en, selbstgebauten, windschiefen H?usern und Armut wohin man schaute.

In Buenos Aires ist die Schere zwischen arm und reich noch deutlich weiter ge?ffnet als in Deutschland. Dabei ist Buenos Aires die reichste Gegend in Argentinien und Argentinien eines der reichsten L?nder Südamerikas. Wir werden wohl noch ganz andere Verh?ltnisse zu Gesicht bekommen…

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