„Viele Grü?e aus dem wahnsinnig kitschigen & postkarten?hnlichen Seengebiet“, steht auf einigen Karten, die wir in Bariloche, im Café der Schokoladenmanufaktur Rapa Nui, nach Deutschland schreiben.
Das trifft es genau?– türkisblaue Seen, Berge mit schneebedeckten Gipfeln, sattgrüne W?lder und Wiesen und der Himmel im sch?nsten celeste, himmelblau. Wenn man Fotos sieht oder das so beschreibt, klingt das extrem kitschig. Hat man Wetterglück und darf seinen Urlaub hier verbringen, ist es zwar immer noch kitschig – aber mindest genauso sch?n!
La Ruta de los 7 Lagos
Bariloche, die wohl bekannteste Stadt im Seengebiet, bietet sich als Ausgangspunkt für jede Menge Aktivit?ten an. Fahrradfahren, Bergsteigen, Paddeln, Wandern, Seele baumeln lassen und Schokolade naschen – l?uft alles!
Gemeinsam mit einem niederl?ndischen P?rchen haben wir uns für einen Tag ein Auto gemietet, um die „7-Seen-Route“ zu fahren. Ein Roadtrip mit vielen Kilometern, vielem Auf und Ab und tollen Aussichtspunkten.
An diesem Tag fahren wir hoch bis nach San Martín de los Andes (Ruta 40, 190 km) und kehren über eine nicht asphaltierte Schotterpiste (Ruta 63, 160 km) zurück nach Bariloche. Unser nagelneuer Chevrolet hat es zum Glück ohne gro?e Beulen und mit lediglich einer Menge Staub auf dem wei?en Lack überstanden ?
Am Ende des langen Tages – knappe 11 h waren wir unterwegs – sind wir um viele Erinnerungen an tolle Panoramen, einsame Str?nde und eine wahnsinnig sch?ne Seenlandschaften reicher.
Circuito Chico mit dem Mountainbike
Die Ruta de los 7 Lagos kann man auch in mehreren Tagen mit dem Rad zurücklegen. Davon war Melli zwar nicht zu überzeugen, aber wenigstens den Circuito Chico, die Kleine Runde, wollten wir angehen. Mit dem Bus f?hrt man ins westliche Umland von Bariloche, wo der 25 km lange, mit etlichen Steigungen – und ebenso vielen spa?igen Downhills – gespickte Rundkurs beginnt.
Zwei Stationen zur Leihe von Mountainbikes gibt es direkt an der Bushaltestelle, wir waren mit?Cordillera Bike mehr als zufrieden. Wir haben eine super Einführung in die Strecke bekommen, sehr gut gewartete und sichere Mountainbikes, dazu Helm, Schloss, Werkzeugt?schchen?und tolle Tipps?zu lohnenden Abstechern neben der Strecke erhalten – dann ging es auch schon los.
Effektiv sa?en wir evtl. 2,5 h auf dem Rad (bzw. stiegen auch mal ab und schoben die ganz fiesen Anstiege hoch ? ), aber man sollte sich wirklich Zeit nehmen für die eine oder andere Entdeckung neben der Stra?e.
Ein Highlight war die Gegend bei Villa Tacul. Melli wartete auf mich am Strand, w?hrend ich noch den Cerro Llao Llao hinauf hetzte, von dem ich ein unbeschreibliches Panorama über den Lago Nahuel Huapi und die mich umgebende Bergwelt hatte.
Aber auch mich lockte der Strand und das kühle Wasser, sodass der Abstieg zum Trailrun mutierte ? Die versteckte Bucht war herrlich und so idyllisch, dass wir gute 2 h vertr?delten, im kalten Wasser badeten und einfach nur den Moment genossen.
Wieder auf den R?dern, fuhren wir einige Kilometer weiter bis zur Patagonia-Brauerei, die selbstgebrautes Bier in vielen Geschmacksrichtungen anbietet – obendrauf gibts ein Wahnsinns-Panorama gratis dazu!
Die restliche Runde verging dann?schnell (nach dem Bier allerdings nicht zu schnell ? ), sodass wir insgesamt nach etwas über 6 h zurück am Ausgangspunkt unserer Tour waren.
Endlose M?glichkeiten, die Landschaft zu Fu? zu erkunden
Natürlich kann man hier auch sehr gut wandern. Unsere erste „erfolgreiche“ Wanderung in der N?he von Bariloche hat Melli ja schon ausgeführt ? Rückblickend sch?tze ich die Sache etwas anders ein, besonders wegen des grandiosen zweiten Tages ? Ich habe es?hier?noch mal etwas ausführlicher beschrieben.
Wir haben noch eine andere Tour von El Bolsón, einer kleinen Stadt 2,5 h südlich von Bariloche, unternommen und den Cajón del Azul gemeinsam mit einer europ?isch bunt durchgemischten Wandergruppe aus unserem Hostel erkundet.
Wir machten uns zusammen mit einem Letten, einer Niederl?nderin, einem Schweizer und einem Engl?nder auf den Weg, der uns in st?ndigem Auf und Ab nach 10 km endlich zum Canyon führte.?Tiefes, türkis und blaues Wassers, steile Felsw?nde, wilder Wald… Eine sch?ne, aber lange Wanderung! Und um nicht alles durch die rosarote Brille zu sehen, muss man dazu sagen, dass es solche Schluchten natürlich auch in Europa und sogar in Deutschland in den Alpen gibt (z.B. H?llentalklamm, Breitachklamm, etc. …), man muss dafür also nicht nach Südamerika fahren. Aber sch?n war es trotzdem und wir haben den Tag genossen.
Es?gibt noch viele M?glichkeiten mehr, das Seengebiet wandernd zu erkunden und wir haben mit unseren Touren nur an der Oberfl?che gekratzt ?
Einfach mal die Seele baumeln lassen
Im Hostel La Casona de Odile haben wir zum ersten Mal auf unserer Reise ein paar Tage nicht so wirklich viel gemacht. Wobei man das so einfach auch nicht sagen kann, denn wir haben die Sonne auf dem grünen Rasen genossen, in den H?ngematten unsere Bücher gelesen und stundenlang Mate getrunken, uns wieder mal ein wenig auf der Slackline probiert, die Abende in der Hostelbar verbracht und super nette andere Traveler getroffen, mit denen wir uns bei hausgebrautem Bier austauschen konnten. Dieser Ort ist perfekt für ein paar Tage Ruhe. Das Hostel hat einen riesigen Garten mit B?chen, Hunden und einem Pferd, in dem man das gute Wetter genie?en kann. Auch die Aufenthaltsr?ume sind liebevoll gestaltet, allen voran die eigene Bar, in der man abends auch essen kann – aber eben nicht muss. Selbst mitgebrachte Getr?nke sind dort kein Tabu, aber das hauseigene Bier sollte man mindestens zur Happy Hour probieren.
Wenn es einen dann doch packt und man Lust auf Aktivit?ten au?erhalb des Hostels hat, gibt es ebenfalls viele M?glichkeiten, zum Beispiel viele verschiedene Wanderungen oder Tagestrips zu den umliegenden Seen.
Auch El Bolsón (das Hippiedorf, wie es der Lonely Planet nennt) mit seiner feria artesanal, einem?Handwerksmarkt ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Im Vergleich zu Berlin fanden wir es zwar gar aber nicht soooo?hipp, maximal ein bisschen alternativ ?
Was bleibt?
Alles in allem haben wir 12 sch?ne Tage im argentinischen Seengebiet verbracht, wobei wir besonders mit dem sch?nen frühlingshaften Wetter richtig Glück hatten. Die Landschaft unterscheidet sich etwas?(aber eben auch nicht so sehr) zur Alpenregion in Europa. Die Infrastruktur für Backpacker ist hier allerdings sehr, sehr gut. Es gibt viele tolle Hostels, die für argentinische Verh?ltnisse vergleichsweise günstig sind (das merken wir vor allem jetzt, wo wir den Vergleich zum südlicheren Patagonien haben…). ?Man trifft viele andere Traveler aus Europa und Bierfans k?nnen sich über Hausgebrautes an jeder Ecke freuen.