Melli und mich hatte das Wanderfieber gepackt ? Die letzten Tage im richtigen Anden-Hochland wollten wir in der N?he von Quito verbringen – natürlich wandernd.
Lange Zeit sind wir im Norden Chiles, in Bolivien und Peru auf über 2500 Metern über dem Meer unterwegs gewesen und haben unz?hlige Landschaften gesehen und Ausblicke genossen, haben gestaunt, wie die Inka hier ihre St?dte bauten und haben mit Sorge die n?chste Busfahrt erwartet, wo – besonders mir ? – bestimmt wieder flau im Magen werden würde. Kurvige Strecken bleiben hier oben halt nicht aus…
Ein letztes Mal
Es war sch?n hier oben, aber so langsam freuten wir uns auch auf die tieferen Lagen, angenehmeres Klima und vielleicht den ein oder anderen Strand ? Ein letztes Mal wollten wir auf unser Südamerika-Reise im Hochland wandern gehen. In Ecuador ist dafür die Region um Quilotoa bekannt und beliebt. Das Ganze nennt sich Quilotoa-Loop, wobei wir bis heute nicht herausgefunden haben, was der eigentliche Loop nun ist. Eine Rundwanderung um den Kratersee eines erloschenen Vulkans (das Highlight, aber dazu sp?ter mehr ? ), eine Auto- bzw. Busroute, eine Mehrtagestour… Wer wei? das schon… ? Es gibt auf jeden Fall diverse M?glichkeiten für Ausflüge und Wanderungen, von organisierten Tagesausflügen ab Quito bis hin zu einer 5-t?gigen Tour.
Unser pers?nlicher Loop bestand aus zwei Wandertagen. Wir sind aus Quito mit dem ?ffentlichen Bus nach Latacunga und weiter ins (leicht zu übersehende weil superkleine) D?rfchen Tigua gefahren. Gerade von Latacunga nach Tigua waren wir wohl die einzigen Gringos im Bus.?Als wir den Busfahrer baten, uns an der Kurve herauszulassen, fragte er noch einmal ungl?ubig nach, als ob er sich nicht vorstellen konnte, was zwei Touris hier wollen.
Eine Nacht auf dem Bauernhof
Wir haben in der niedlichen Posada de Tigua übernachtet. Der Bauernhof hat Kühe, Schafe, Hunde, Hühner, Alpacas, G?nse und ein paar Schweine und liegt idyllisch am Anfang eines grünen Tals, dessen H?nge mit Feldern in Grün- und Gelbt?nen bedeckt sind und wo immer mal wieder ein Geh?ft steht. Wie zuf?llig hingeworfen. Wundersch?n!
Abends wurde ein leckeres?Abendessen und morgens ein Frühstück mit selbstgemachtem Joghurt, frischer Milch und hauseigener Dulce de Leche serviert. Wir haben uns sehr wohl gefühlt und wollten am n?chsten Morgen kaum loslaufen ?
Wir rafften uns dennoch auf… Die W?rmflasche, die der Hausherr uns abends ins Bett gelegt hat, war eh schon kalt ? ?ber Schotterwege liefen wir ins Tal hinein, ab und zu kamen wir an Geh?ften mit kl?ffenden Hunden vorbei, sogar einen kleinen Ort kreuzen wir, aber alles in allem ist das Laufen hier ganz entspannt und recht entschleunigend nach wilden Tagen in Quito (vielleicht liegt es auch am fehlenden Handy, wer wei?… ? )
Wegsuche für Fortgeschrittene…
An einer Kreuzung bogen wir rechts ab und liefen in ein hübsches Tal hinab – so wie es uns drei von vier Karten und Apps, die wir dabei hatten, anzeigten. Der Ausblick versprach schon eine sch?ne Wanderung und wir liefen beschwingt, leicht abw?rts, der Talsohle entgegen.
Unten angekommen h?rten wir schon den Fluss, durchquerten ein Wald und fanden uns an einem leicht zugewachsenen Weg an einem Hang wieder. Noch dachten wir uns nichts, aber mit der Zeit wurde es immer dichter und das Vorankommen immer anstrengender – bis es dann unm?glich war. Ich machte mich noch auf die Wegsuche ein bisschen oberhalb unseres „Weges“, aber es schien aussichtslos. Das GPS des Handys zeigte auch an, dass wir nicht genau auf dem Weg waren, aber wir fanden ihn nicht wieder. Auch zurückgehen und stur auf die Handynavigation vertrauen brachte nichts. Es gab einfach keinen Weg.
Wir überlegten, was wir tun sollten und entschieden uns schlie?lich zum Umkehren. Erstmal zurück zur Kreuzung, dann sehen wir weiter. Der Weg aus dem Tal heraus war nicht mehr so entspannt wie rein. Es war warm und die Motivation hatte doch einen ordentlichen Knacks erlitten ?
Nach Tigua wollten wir nicht zurück. Die Bl??e, in der gleichen Unterkunft nochmal aufzutauchen, wollten wir uns nicht geben ? Den – nun mehr oder weniger offensichtlichen Weg – nach Quilotoa wollten wir aber auch nicht nehmen, da der noch einige H?henmeter rauf und runter bedeutet h?tte. In der Stimmung dafür fühlte sich ein Teil unser Wandergruppe nicht und auch ich – der andere Teil ? – war darüber nicht sooo unglücklich. Also liefen wir…
… nach Zambahua
Der Weg war nochmal recht lang, es ging erst 250 H?henmeter nach oben, danach dafür die restlichen 8 Kilometer leicht fallend auf sandigen Stra?en entlang. Die Ausblicke von oben waren ganz nett, aber trotzdem – w?re ein Auto vorbeigekommen, h?tten wir den Daumen rausgehalten. W?re. Es kam kein Auto…
Also trotteten wir vor uns hin, bei sch?nem Wetter durch kleine D?rfer und entlang einer Schlucht, die wie mit dem Bleistift gezogen aussah, vorbei an unz?hligen Hunden, die H?user, von Armut gezeichnet, zu beschützen versuchten. Wieder einmal ein Moment, in dem man realisiert, wie gut man es selbst doch hat. Und wir beschweren uns, noch 8 Kilometer laufen zu müssen…
In Zambahua angekommen war unser Wasser schon eine Weile leer. Der Dorfkiosk wurde um Wasser, Cola und Chips erleichtert, wir stellten uns an die Stra?e und?fuhren mit einem Truck hoch nach Quilotoa. Wir wollten nur noch ankommen…
Um den Kratersee
Am n?chsten Morgen machten wir uns auf, das Highlight der Region, den Kratersee, zu umrunden. Die Wanderung führt immer auf dem Grat um den See herum, ein best?ndiges Auf und Ab durch eine Graslandschaft. Linker Hand glitzert einige hundert Meter weiter unten der See, rechts hat man immer wieder wundersch?ne Blicke ins Land, auf Schluchten und Berge bis zu 6000 Meter, die mit Wolken verhangen sind. Eine wundersch?ne Szenerie!
Es ist wirklich ein st?ndiges Hoch und Runter. Mehrere Steile Anstiege machen die Sachen nicht ganz einfach und wir keuchen ein ums andere Mal. Immerhin bewegen wir uns auch auf knapp unter 4000 Metern.
Zum Teil wehte ein frischer Wind auf dem Grat, es war manchmal recht ungemütlich. Wir machten also keine sehr ausgedehnten Pausen, aber ab und zu mussten wir doch verschnaufen.
Nach guten 5 Stunden waren wir dann einmal rum. Wir kamen zum Glück vor dem Regenguss in einem Restaurant unter ? und vertrieben uns den restlichen Nachmittag im Ort.
Tags drauf ging es dann für uns zurück nach Quito. Der letzte richtige Abstecher ins Hochland lag damit auch hinter uns. So langsam kommt die Karibikküste immer n?her und wir freuen uns schon drauf. Dort werden wir uns dann wieder an die milden bis kühlen Temperaturen auf 3000 bis 4000 Metern erinnern, die uns so lange auf unser Reise begleitet haben…
Das war aber ein sch?ner und ausführlicher Bericht und noch die vielen Fotos. Saludos.
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